Thais leben mit Geistern

Erfahren Sie, wie der thailändische Geisterglaube den Alltag der Menschen prägt und welche Bedeutung er für ihre Kultur hat. Lassen Sie sich überraschen, wie tief verwurzelt diese spirituellen Überzeugungen sind!

Bei uns wird der Begriff „Geister“ meist mit Gespenstern gleichgesetzt. Die Thais dagegen verstehen darunter mehr das, was wir als Engel bezeichnen würden. Davon gibt es eben gute, die den Menschen beschützen und auch böse, die ihm schaden. Wenn den aufgeklärten Farangs der Glaube an überirdische Mächte auch meist abhanden gekommen ist, so ist der Glaube oder noch besser die Überzeugung, dass überirdische Mächte unsere Geschicke lenken, nicht auf Thais beschränkt. In der Bibel ist immer wieder von Engeln die Rede, die den Menschen erschienen sind. Nach Ansicht eines Kirchenvaters, des Bischofs Ambrosius von Mailand, sind „die Luft, die Erde und das Meer erfüllt von Engeln“. Auch viele aufgeklärte Farangs werden beim Lesen der Zeitung einen kurzen Blick auf das tägliche Horoskop werfen, auch wenn sie selbst behaupten, das sei alles Humbug.

Das tägliche Leben der Thais wird mindestens genauso durch unsichtbare wie durch sichtbare Mächte und Kräfte bestimmt. Thais sind zwar Buddhisten, aber der Glaube der Menschen ist stark mit animistischen Elementen durchsetzt. Der Farang, der mit dem Geisterglauben der Thais in Kontakt kommt, neigt dazu, darüber aufgeklärt zu lächeln oder sich gar an den Kopf zu fassen. Wer sich aber ernsthaft mit den Lebensumständen der Thais befassen will, sollte den Geisterglauben nicht mit einem Lächeln abtun. Wer eine Thai heiratet, hat nicht nur wie allbekannt die Familie, sondern auch ihren Geisterglauben am Hals. Wer aber einem Thai seinen Glauben an die Geister nimmt, der nimmt ihm die Möglichkeit, sein Geschick günstig zu beeinflussen und damit seine Sicherheit und einen Teil seiner Lebensqualität. Jeder Farang der mit einer Thai zusammenlebt oder sich gar in Thailand niederläßt, tut gut daran, sich darüber zu informieren und darauf einzustellen.

Wie sehr der Geisterglaube auch in das tägliche Leben nüchterner Geschäftsleute und Banker hineinspielt, zeigt folgende kleine Episode. Nach dem großen Krach bei dem 1997 alle Banken in Schwierigkeiten kamen, entschloss sich auf Anraten eines Experten die Geschäftsleitung der zweitgrößten Bank des Landes, der Thai-Farmers-Bank, zwei mächtige Steinlöwen, die den Eingang zum pompösen Hauptsitz der Bank in Bangkok flankierten, um ein paar Meter versetzen zu lassen, weil sie nicht genug Sonne bekamen. So sollten die darin wohnenden Geister freundlicher gestimmt werden. Weiterhin stellte der Experte fest, dass die Haupteingangstreppe eine gerade Anzahl an Stufen hatte. Um eine glückbringende ungerade Stufenzahl zu bekommen und um so ein günstiges Klima für die die Treppe benutzenden Bankkunden zu schaffen, musste also noch eine Stufe hinzugebaut werden.

Es gibt für alle wichtigen Vorhaben günstige und ungünstige Tage. Als wir beschlossen hatten, ...

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