Die geschäftstüchtige Ying

Ying, ein cleveres Mädchen aus dem Nordosten Thailands, entwickelt sich zu einer wohlhabenden Geschäftsfrau.

Ich heiße Ying und komme aus dem Isan. Wie viele andere Thais auch, liebe ich das Geld. Wenn jemand sagt, er habe genug Geld, um davon leben zu können, ist das keine gute Einstellung. Man kann nie genug haben. Wenn man es nicht für sich selbst braucht, kann man andere damit beeindrucken oder etwas Gutes tun.

Viele meinen, wenn man aus dem Isan kommt, ist man eine dumme Reisbäuerin. Aber ich bin in Korat aufgewachsen, das ist eine der größten Städte des Nordostens. Meine Eltern waren chinesischer Abstammung und hatten ein Eisenwarengeschäft. In meiner Freizeit habe ich oft beim Verkaufen geholfen. In unserem Laden konnte man Nägel und Schrauben stückweise kaufen. Weil ich schon immer sehr schlau war - weit schlauer als meine Brüder - ließen mich meine Eltern studieren. Ich studierte Business Management, und meine Eltern erhofften, dass ich später einmal aus ihrem Laden einen großen Baumarkt mit vielen Zweigstellen machen würde. Allerdings musste ich mir das Studium selbst finanzieren. Nur essen und schlafen konnte ich kostenlos zuhause, was ich im ersten Studienjahr auch tat. Gleich in meinem ersten Semester verliebte ich mich in Wan. Er war wirklich ein süßer Kerl und studierte Musik für den Lehrberuf. Wir trafen uns nur zweimal die Woche, und er gab mir jedes Mal ein bisschen Geld dafür. Das war bei uns so üblich, dass das Mädchen von ihrem Boyfriend für ein intimes Rendezvous bezahlt wird. Ich tat alles, was er wollte, es war einfach himmlisch mit ihm. Damals war ich noch sehr unerfahren, und ich vertraute darauf, dass Wan wusste, was er tat. Doch dann wurde ich schwanger. Sollte ich das Studium an den Nagel hängen und Wan heiraten? Doch Wan wollte weder heiraten noch ein Kind. Er kam aus einer reichen Kaufmannsfamilie, hatte Geld und wusste, wo man einen Fötus wegmachen lassen konnte. Ich war zwar traurig, stimmte aber zu. Kinder konnte ich später noch genügend bekommen, dachte ich. Dem war aber nicht so. Irgendetwas ging bei der Abtreibung schief, und sie sagten mir, dass ich keine Kinder mehr bekommen könnte.

In meinem zweiten Studienjahr lernte ich einen alten Amerikaner kennen. Ich glaube, er war seit dem Vietnamkrieg hier. Aber darüber hat er nie gesprochen. Jimmy war schon sehr alt, aber er hat an mir einen Narren gefressen, weil ich so hübsch und klug war. Damals wurde ich mir des Wertes meines Körpers bewusst. Mein Körper war mein Kapital. Ich pflegte meinen Körper und steckte viel Geld rein, um den Wert meines Kapitals zu erhöhen. Von meinen Bekannten wusste ich: Je älter man wird, desto mehr Geld muss man in seinen Körper investieren. Irgendwann reichen keine Schönheitssalons und Spritzen mehr, da muss man auch Operationen über sich ergehen lassen. Um den Wert möglichst lange zu erhalten! Jimmy war ein richtiger Sugar Daddy. Mein Gönner kam für alle meine Unkosten auf und war nicht geizig. Das Einzige, was ich dafür tun musste, war, bei ihm zu schlafen, wann immer er das Bedürfnis danach hatte. Da ihn seine Manneskraft schon ziemlich verlassen hatte, und er sich vor Viagra panisch fürchtete, wollte er nur ganz selten Sex. Mich, ein hübsches Mädchen, neben sich zu spüren und mich zu betatschen, hat ihn schon glücklich gemacht. Manchmal hat er mir leidgetan, dann war ich besonders nett zu ihm. Und wenn ich besonders nett war, war er besonders großzügig. So habe ich schon früh gelernt, dass, wenn man etwas gibt, man auch etwas dafür bekommt. Ich gebe meinen Körper und bekomme Geld, er gibt sein Geld und bekommt meinen Körper. So ist jeder zufrieden. Mit ihm lernte ich …

… Einmal war mein Sugar Daddy krank und musste ins Krankenhaus, zehn Tage lang. Er wurde am Herzen operiert. Selbstverständlich ließ ich meine Vorlesungen sausen und ging mit ihm. Er hatte sonst niemanden, der sich um ihn kümmerte. In Thailand müssen immer die Angehörigen für den Kranken im Krankenhaus sorgen. Für mich war das selbstverständlich. Wenn jemand in Not ist, helfe ich. So haben mich meine Eltern erzogen. Er hatte ein Zimmer mit zwei Betten, in einem schlief ich, im anderen er. Etwas langweilig war es, aber ich konnte fernsehen und meine Musik hören. Als er wieder gesund war, wollte er mir Geld geben für meine Hilfe. Das war für mich eine Beleidigung. Aber Farangs wissen nicht, dass man Hilfe nicht bezahlen darf. Jimmy sagte, das hätte keine amerikanische Freundin getan, nicht einmal eine Ehefrau. Was müssen das für Frauen sein, die Amerikanerinnen! Haben die gar keine Moral? Einem Menschen, der Hilfe braucht, nicht zu helfen …

… In meinem Studium lernte ich einiges über Kosten-Nutzen-Kalkulation, und ich war stolz und glücklich, dass ich schon in jungen Jahren die Theorie so clever in die Praxis umsetzen konnte. Doch ich lernte auch, dass es auf dem freien Markt um Angebot und Nachfrage geht. Und da kamen mir andere Geschäftsideen in den Sinn. Richtig Geld verdienen kann man als Thai nur im Ausland - am besten mit einem eigenen Geschäft im Ausland. Und wie komme ich als Thailänderin am einfachsten ins Ausland? Ich brauche einen …

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